Kritik des philosophischen Posthumanismus
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- Jul 12, 2022
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Updated: Sep 3, 2022
Giovanni-Battista Demarta, Kritik des Philosophischen Posthumanismus,
Mailand-Udine: Mimesis Verlag (Schriftenreihe „Philosophie“, Bd. 2), pp. 354
Mit dieser unorthodoxen Einführung in die neueste posthumanistische Debatte wird diesem Nebenprodukt der French Theory nach deren triumphalen US-amerikanischen Tournee ein ganz anderer Empfang bei seiner Rückkehr nach Europa bereitet. Anstelle eine bestimmte externe Stellvertretung im Namen des Nachhegelschen Denkens weiter freizugeben, wird die Unausgetragenheit des alten Humanismusstreites zum Leitfaden, um die Symmetrie zwischen der Pseudoradikalisierung einer Vernunftkritik auf französischer und ihrer Neutralisierung auf deutscher Seite zu ermessen. ›Posthumanismus‹ hört hier auf, das Schlagwort dieses veraltet geborenen Diskurses zu sein, um den Anstoß zu einer Einsicht in den Stillstand deutscher Philosophie zu werden, die durch das klassizistische Kreisen um das Erbe des Deutschen Idealismus hinter sich selbst um ein Jahrhundert zurücksteht. Diese Kritik am kritischen Posthumanismus kündigt die Prolegomena zu einer Entneutralisierung des Potenzials aus den 1920er Jahren an, das der frankophile Vitalismus zwangsweise nivelliert, um das Pariser Milieu aus den 1960er Jahren als die philosophische Hauptstadt des 20. Jahrhunderts naiv zu bekräftigen.
[Übersicht auf dem Cover]
Zum posthumanen Posthumanismus
Die siegende Parade hinter dem pubertären Spielzeug des Posthumanen auch im ›kritischen‹ Posthumanismus inszeniert ein Niemand-Denken aus laufenden philosophischen Gemeinplätzen und den verstimmten Schwanengesang von französischen Denkströmungen, deren künstliche Wiederbelebung in Form fotokopierter Genealogien noch besser die gesamte Geschoßbahn der Selbstauflösung einer Wunschrevolution aufweist, die im Namen eines verratenen amor fati für die Singularität das individuelle Unwahrnehmbarwerden eines verflüssigten Massenübermenschen predigt, der sich nur als der uneinheitliche Behälter fragmentarischer Erlebnisse zeigt, und eine ›affirmative‹ Politik behauptet, die sich nur als eine narzisstische Harlekinade im Dienst zweier Herren offenbart, indem der zeitgenössische Kapitalismus damit ohne Mühe die ›freudige‹ Idiotie seiner meistbegehrten endgeschichtlichen Gestalt des Menschen erringt.
[Nachwort zum Buch]

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